Ghosting und Schein­ausschreibungen im Bewerbungsprozess: Warum es passiert und wie man souverän reagiert

Senior Connect Team
November 25, 2025

Immer mehr Bewerberinnen und Bewerber machen heute die Erfahrung, dass Unternehmen nach einem ersten positiven Kontakt plötzlich nicht mehr reagieren. Nach sorgfältig erstellten Unterlagen, einem überzeugenden Gespräch oder sogar einer klaren Ankündigung, dass man sich bald meldet, kehrt überraschend Stille ein. Diese Form der Funkstille wird als Ghosting bezeichnet und ist zu einem häufigen Begleiter im modernen Bewerbungsprozess geworden. Gleichzeitig entsteht bei vielen der Eindruck, dass manche Stellenausschreibungen gar nicht ernsthaft besetzt werden sollen. Für Betroffene fühlt sich das wie ein undurchsichtiges System an, das schwer zu durchschauen ist und in dem man keinen Einfluss hat.

Doch so belastend diese Situationen auch sind, die Gründe liegen meist nicht bei der bewerbenden Person. Viel häufiger hängen sie mit strukturellen, organisatorischen oder internen Abläufen zusammen, die von außen nicht sichtbar sind. Ein Blick hinter die Kulissen hilft, die Vorgänge einzuordnen und den eigenen Weg souverän fortzusetzen.

Warum Ghosting im Bewerbungsprozess immer häufiger auftritt

Ghosting lässt sich nur selten auf mangelnden Respekt zurückführen. In vielen Fällen ist es das Ergebnis überlasteter Abläufe. Recruitingteams betreuen oft mehrere parallel laufende Prozesse, Entscheidungen werden verschoben, Verantwortlichkeiten ändern sich oder geplante Budgets werden kurzfristig eingefroren. In solchen Momenten fehlen Informationen, und genau das führt dazu, dass keine Rückmeldung erfolgt. Denn solange intern nichts entschieden wurde, weiß auch die Personalabteilung nicht, welche Nachricht sie weitergeben soll. Für Bewerbende entsteht dadurch eine unangenehme Leere, die schnell falsch interpretiert wird.

Hinzu kommt, dass Bewerbungsverfahren in den letzten Jahren deutlich komplexer geworden sind. Es gibt mehr Entscheidungsebenen, mehr Menschen, die beteiligt sind, und mehr Abhängigkeiten, die geklärt werden müssen. Ein krankheitsbedingter Ausfall, eine unerwartete interne Umstrukturierung oder eine strategische Prioritätsverschiebung kann den gesamten Prozess bremsen, ohne dass irgendjemand bewusst eine Entscheidung gegen eine Bewerberin oder einen Bewerber treffen wollte.

Der Eindruck von Schein­ausschreibungen und warum er so verbreitet ist

Zusätzlich zum Ghosting berichten viele Menschen, dass sie Stellenanzeigen sehen, Gespräche führen oder Unterlagen einreichen, ohne dass sich überhaupt jemand wirklich mit ihrer Bewerbung beschäftigt hat. Der Eindruck entsteht, dass manche Stellen gar nicht ernsthaft besetzt werden sollen. Dieser Eindruck ist verständlich, denn es gibt bestimmte Muster: wiederkehrende, kaum veränderte Stellenanzeigen, sehr generische Anforderungen oder Fälle, in denen Gespräche geführt werden, die eher formal als ernsthaft wirken.

Diese Situationen bedeuten jedoch fast nie, dass ein Unternehmen Bewerbende absichtlich täuschen möchte. Viel häufiger stehen sachliche Gründe dahinter. Viele Organisationen müssen Stellen auch dann ausschreiben, wenn bereits eine interne Besetzung vorgesehen ist, weil dies aus Compliance Sicht vorgeschrieben ist. Manche Anzeigen dienen dazu, einen Talentpool aufzubauen, um bei steigender Nachfrage schneller reagieren zu können. In anderen Fällen wartet das Unternehmen noch auf eine Budgetfreigabe und darf offiziell keine Zusage erteilen. Auch strategische Überlegungen spielen eine Rolle, etwa wenn Firmen frühzeitig prüfen möchten, wie viele geeignete Personen es überhaupt für eine Rolle gibt.

Alle diese Faktoren können dazu führen, dass eine Stellenausschreibung nach außen wie eine reine Formalität wirkt. Für Bewerbende ist das verständlicherweise frustrierend, doch es zeigt gleichzeitig, dass solche Situationen nicht die eigene Kompetenz infrage stellen.

Wie man souverän mit Ghosting und Unsicherheiten umgeht

Ein professioneller Umgang beginnt damit, realistische Erwartungen zu entwickeln. In einer Zeit, in der Organisationen ständig mit Veränderungen umgehen müssen, dauern Entscheidungen häufig länger als früher. Eine Antwortzeit von mehreren Wochen ist inzwischen keine Ausnahme mehr. Wer dies im Hinterkopf behält, geht entspannter an Bewerbungen heran und reagiert weniger emotional auf Verzögerungen.

Es hilft außerdem, in angemessenen Abständen freundlich und klar nachzufragen. Eine kurze Nachricht, die an das vorangegangene Gespräch erinnert und höflich um eine Rückmeldung bittet, zeigt Professionalität und Interesse. Gleichzeitig sollte man die eigene Energie nicht ausschließlich auf eine einzige Bewerbung richten. Wer mehrere Prozesse parallel führt, bleibt innerlich stabiler und baut weniger Erwartungsdruck auf.

Wichtig ist auch ein klarer Gedanke: Ghosting ist kein Urteil über die eigene Qualifikation. Viele Menschen mit starken beruflichen Profilen erleben es, oft mehrfach. Die Erfahrung sagt daher mehr über die Struktur eines Unternehmens aus als über die Qualität einer Bewerbung.

In Situationen, die als Schein­ausschreibung wirken, schützt eine ruhige und realistische Haltung das eigene Selbstvertrauen. Man darf akzeptieren, dass Unternehmen manchmal aus Gründen handeln, die nichts mit den Bewerbenden zu tun haben. Sobald man merkt, dass eine Anzeige möglicherweise nicht zeitnah besetzt wird, kann man innerlich Distanz schaffen und sich anderen Chancen zuwenden, ohne das Gefühl zu haben, etwas verpasst zu haben.

Was diese Erfahrungen über Unternehmen aussagen

Ghosting und unklare Ausschreibungen geben Einblicke in die Kommunikationskultur und die internen Abläufe eines Unternehmens. Ein Arbeitgeber, der keine Rückmeldung gibt oder unklare Prozesse pflegt, zeigt damit indirekt, wie Entscheidungen intern getroffen werden. Bewerbende können diese Signale nutzen, um zu prüfen, ob die eigene Persönlichkeit und die Arbeitsweise des Unternehmens gut zusammenpassen. Manchmal ist eine fehlende Antwort daher auch ein wertvoller Hinweis darauf, wie die Zusammenarbeit aussehen könnte.

Fazit

Ghosting und scheinbar intransparente Ausschreibungen gehören heute zu den häufigsten Erfahrungen im Bewerbungsprozess. Sie entstehen selten durch mangelnde Wertschätzung, sondern sind meist das Ergebnis komplexer interner Abläufe, die nach außen nicht sichtbar sind. Wer diese Mechanismen versteht, bleibt ruhiger, professioneller und selbstbewusster. Eine souveräne Haltung macht Bewerbungsprozesse nicht nur leichter, sondern stärkt auch die Klarheit über den eigenen Weg.

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Senior Connect Team

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