
Das Gefühl, im Berufsleben nicht gut genug zu sein, betrifft überraschend viele Menschen. Selbst sehr erfahrene oder erfolgreiche Fachkräfte erleben Momente, in denen sie glauben, ihre Leistung sei nicht ausreichend oder ihr Erfolg sei nur Zufall. Dieses Phänomen wird als Imposter Syndrome bezeichnet. Es beschreibt eine innere Unsicherheit, die Menschen daran zweifeln lässt, ob sie wirklich verdient haben, wo sie stehen. Oft bleibt dieses Gefühl unsichtbar, da kaum jemand offen darüber spricht, obwohl es im Hintergrund viele Entscheidungen beeinflusst.
Imposter Syndrome ist keine Seltenheit. Studien zeigen, dass Menschen in allen Karrierephasen davon betroffen sein können. Besonders häufig tritt es auf, wenn große Veränderungen anstehen, neue Aufgaben beginnen oder man in einem Umfeld arbeitet, das hohe Anforderungen stellt. Auch sehr kompetente Personen stehen unter Druck, ihren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Das führt zu inneren Spannungen, selbst wenn es dafür objektiv keinen Grund gibt.
Warum entsteht das Gefühl, nicht gut genug zu sein
Viele Betroffene kämpfen nicht mit fehlenden Fähigkeiten, sondern mit sehr hohen eigenen Erwartungen. Sie setzen Maßstäbe, die kaum erreichbar sind, und vergleichen sich mit Menschen, die andere Voraussetzungen oder ganz andere Rollen haben. Dabei entsteht ein innerer Druck, immer perfekt funktionieren zu müssen. Dieser Anspruch erzeugt Unsicherheit, weil Perfektion unmöglich ist. Wenn dann ein Fehler passiert oder eine Aufgabe länger dauert als erwartet, interpretieren sie dies als Beweis dafür, dass sie nicht gut genug sind.
Ein weiterer Grund ist der Wunsch, dazuzugehören. Wer sich in einem neuen Umfeld befindet oder mit Menschen arbeitet, die sehr selbstbewusst wirken, neigt dazu, sein eigenes Können infrage zu stellen. Viele Betroffene glauben, andere seien fachlich stärker, obwohl in der Realität alle mit Herausforderungen kämpfen. Doch weil Unsicherheiten selten offen angesprochen werden, entsteht der Eindruck, man sei die einzige Person mit Zweifeln.
Typische Gedanken, die das Imposter Syndrome verstärken
Je häufiger sich jemand infrage stellt, desto stärker werden die Muster. Besonders typische Gedanken sind:
• Andere können das viel besser als ich
• Es war nur Glück, dass ich diesen Job bekommen habe
• Irgendwann merkt man, dass ich nicht so gut bin, wie alle denken
• Jeder erwartet mehr von mir, als ich liefern kann
• Ich darf keine Fehler machen
Diese Gedanken wirken harmlos und alltäglich, doch sie beeinflussen langfristig das Selbstbild. Sie verhindern, Erfolge anzuerkennen oder Verantwortung mit Zuversicht zu übernehmen.
Wie das Imposter Syndrome den Berufsalltag beeinflusst
Unsicherheit führt nicht unbedingt zu schlechteren Leistungen. Viele Betroffene arbeiten sogar besonders sorgfältig, überdurchschnittlich fleißig und mit großem Verantwortungsbewusstsein. Doch der innere Druck kostet Energie. Er macht es schwerer, Chancen wahrzunehmen, in Bewerbungsgesprächen selbstbewusst aufzutreten oder neue Aufgaben zu übernehmen. Manche Menschen vermeiden es, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen oder ihre Erfolge zu kommunizieren, weil sie glauben, diese nicht verdient zu haben.
Ein dauerhaftes Imposter Syndrome kann auch zu Überarbeitung führen. Wer ständig beweisen möchte, dass er gut genug ist, überschätzt oft seine Belastungsgrenzen. Das führt zu Stress, Erschöpfung oder dem Gefühl, immer aufholen zu müssen. Der berufliche Alltag wird dadurch unnötig schwerer.
Wie man den Umgang mit dem Imposter Syndrome verbessern kann
Der wichtigste Schritt besteht darin, die eigenen Denkmuster zu erkennen. Unsicherheit entsteht oft aus Gewohnheit. Wer merkt, dass bestimmte Situationen regelmäßig Selbstzweifel auslösen, kann lernen, innerlich ruhiger zu werden und die eigenen Gedanken zu hinterfragen.
Hilfreich ist es, Erfolge bewusst wahrzunehmen. Viele Menschen springen direkt zur nächsten Aufgabe, ohne sich klarzumachen, was sie erreicht haben. Wenn man sich regelmäßig erinnert, welche Projekte erfolgreich waren oder wo man gute Entscheidungen getroffen hat, entsteht eine stabilere innere Haltung.
Es kann auch helfen, mit vertrauenswürdigen Personen über diese Gefühle zu sprechen. Viele stellen dann fest, dass andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Allein dieser Austausch kann entlasten und zeigen, dass die Zweifel nicht außergewöhnlich sind.
Ein weiterer Schritt ist der bewusste Umgang mit Fehlern. Fehler sind kein Zeichen von Unfähigkeit, sondern ein natürlicher Bestandteil jeder Entwicklung. Wer Fehler als Lernschritt akzeptiert, verliert weniger Energie durch Angst und kann Herausforderungen entspannter begegnen.
Warum Imposter Syndrome keine Schwäche ist
Das Gefühl, nicht gut genug zu sein, bedeutet nicht, dass jemand tatsächlich weniger kann. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall. Menschen mit hohen Standards, Verantwortungsbewusstsein und großem Qualitätsanspruch neigen häufiger zu Selbstzweifeln. Sie reflektieren mehr und nehmen ihre eigenen Schwächen ernster als andere. Genau diese Eigenschaften sind jedoch in vielen Berufen wertvoll. Selbstzweifel sind daher kein Zeichen mangelnder Kompetenz, sondern Ausdruck eines sensiblen und reflektierten Umgangs mit Verantwortung.
Fazit
Imposter Syndrome ist weit verbreitet und betrifft Menschen auf allen Ebenen. Es entsteht aus inneren Erwartungen, stillen Vergleichen und dem Wunsch, Fehler zu vermeiden. Wer versteht, wie diese Muster entstehen, kann gelassener und konstruktiver damit umgehen. Selbstvertrauen wächst nicht durch Perfektion, sondern durch die Erkenntnis, dass Zweifel normal sind und kein Hindernis für beruflichen Erfolg sein müssen.
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