
Eine Kündigung zu erhalten ist einer der belastendsten Momente im Berufsleben. Viele Menschen berichten von einem Gefühl der Unsicherheit, Hilflosigkeit und auch Wut. Andere fühlen sich überrumpelt, weil sie nicht verstehen, warum die Kündigung ausgesprochen wurde. In solchen Situationen ist es entscheidend, ruhig zu bleiben und systematisch vorzugehen. Denn Kündigungen sind in Deutschland streng geregelt und bieten Betroffenen mehrere Möglichkeiten, ihre Situation zu prüfen, zu klären oder anzufechten.
Dieser Artikel erklärt, welche Schritte nach einer Kündigung sinnvoll sind und welche Rechte Sie grundsätzlich haben. Es handelt sich nicht um eine individuelle Rechtsberatung, sondern um Orientierung, damit Sie sicherer mit der Situation umgehen können.
Warum Ruhe der wichtigste erste Schritt ist
Eine Kündigung löst in vielen Menschen sofort Stress aus. Dieser Stress führt oft zu vorschnellen Entscheidungen oder zu Aussagen, die man später bereut. Sobald Sie eine Kündigung erhalten, sollten Sie zunächst durchatmen. Eine Kündigung ist ein formaler Prozess. Sie haben Rechte, Fristen und Möglichkeiten. Kein Arbeitgeber kann verlangen, dass Sie sofort reagieren oder ein Dokument direkt unterschreiben.
Wenn Sie ein Gespräch hatten, in dem Ihnen eine Kündigung mündlich mitgeteilt wurde, behalten Sie im Hinterkopf, dass eine mündliche Kündigung in Deutschland nicht wirksam ist. Eine Kündigung muss schriftlich erfolgen und von einer unterschriftsberechtigten Person unterzeichnet sein. Erst ab diesem Zeitpunkt beginnt die Frist zu laufen.
Schritt eins: Kündigung genau prüfen
Sobald Ihnen das Dokument vorliegt, sollten Sie es prüfen. Achten Sie auf folgende Aspekte:
Der Absender:
Die Kündigung muss von einer Person kommen, die kündigungsberechtigt ist. In vielen Unternehmen ist das die Geschäftsführung oder eine Person mit schriftlicher Vollmacht. Fehlt diese Berechtigung, kann die Kündigung unwirksam sein.
Die Form:
Eine Kündigung muss schriftlich erfolgen und eigenhändig unterschrieben sein. Eine Kündigung per E Mail, als Foto oder als Scan ist nicht gültig.
Das Datum:
Die Kündigungsfrist beginnt erst, wenn das Dokument zugegangen ist. Das kann wichtig sein, wenn Sie prüfen wollen, ob Fristen eingehalten wurden.
Der Kündigungsgrund:
Bei einer ordentlichen Kündigung muss der Arbeitgeber im Dokument nicht zwingend einen Grund nennen. Bei einer außerordentlichen Kündigung ist ein nachvollziehbarer Grund notwendig, da diese fristlos erfolgt. Eine fristlose Kündigung ist nur in besonderen Fällen zulässig.
Schritt zwei: Fristen kennen
Für Betroffene ist die wichtigste Frist die Drei Wochen Frist für eine Kündigungsschutzklage. Wenn Sie sich gegen die Kündigung wehren möchten, muss die Klage innerhalb von drei Wochen nach Zugang der Kündigung beim Arbeitsgericht eingereicht werden. Wird diese Frist versäumt, gilt die Kündigung in vielen Fällen automatisch als wirksam, selbst wenn sie eigentlich fehlerhaft war.
Viele Menschen bereuen es später, diese Frist nicht genutzt zu haben. Selbst wenn man nicht vor Gericht gehen möchte, kann die rechtzeitige Einreichung der Klage später die Verhandlungsposition verbessern, etwa für eine Abfindung oder eine einvernehmliche Lösung.
Schritt drei: Arbeitsagentur informieren
Unabhängig davon, ob Sie die Kündigung anfechten möchten, sind Sie verpflichtet, sich bei der Agentur für Arbeit arbeitsuchend zu melden. Diese Meldung sollte frühzeitig erfolgen. Die Meldung kann digital oder telefonisch erfolgen. Die Arbeitslosmeldung selbst findet später statt, sobald Ihr Arbeitsverhältnis tatsächlich endet.
Wer diese Meldung versäumt, riskiert eine Sperrzeit beim Arbeitslosengeld. Auch wenn Sie gerade viel Stress haben und sich um rechtliche Fragen kümmern, sollten Sie diesen Schritt nicht hinauszögern.
Schritt vier: Arbeitszeugnis anfordern
Sie haben Anspruch auf ein wohlwollend formuliertes Arbeitszeugnis. Das gilt unabhängig davon, aus welchem Grund die Kündigung erfolgt ist. Das Arbeitszeugnis sollte Ihre Tätigkeiten klar darstellen und darf Ihre berufliche Zukunft nicht unnötig erschweren.
Viele Menschen nehmen das Zeugnis einfach hin, ohne es prüfen zu lassen. Da Arbeitgeber oft bestimmte Formulierungen verwenden, die eine versteckte Bewertung enthalten können, lohnt es sich, das Dokument sorgfältig durchzulesen und bei Bedarf korrigieren zu lassen.
Schritt fünf: Nicht unter Druck setzen lassen
In vielen Kündigungsgesprächen werden Menschen gebeten, sofort eine Vereinbarung zu unterschreiben, etwa einen Aufhebungsvertrag. Ein Aufhebungsvertrag kann sinnvoll sein, aber er sollte nie unter Zeitdruck unterschrieben werden. Ein solcher Vertrag kann finanzielle und rechtliche Folgen haben. Bei einem Aufhebungsvertrag kommt es häufig zu Sperrzeiten beim Arbeitslosengeld, wenn er nicht sorgfältig gestaltet wurde.
Wenn Sie ein Dokument unterschreiben sollen, nehmen Sie es mit nach Hause. Lassen Sie es prüfen, bevor Sie eine Entscheidung treffen. Niemand darf von Ihnen sofortige Unterschriften verlangen.
Schritt sechs: Emotionale Stabilität entwickeln
Eine Kündigung betrifft nicht nur die berufliche, sondern auch die persönliche Ebene. Viele Menschen empfinden sie als Zweifel an ihrer Kompetenz oder als persönlichen Angriff. Es ist wichtig, diese Gefühle zu erkennen, aber nicht aus ihnen heraus zu handeln. Eine Kündigung sagt häufig wenig über das eigene Können aus. Sie ist oft das Ergebnis betrieblicher Entscheidungen, Umstrukturierungen oder wirtschaftlicher Entwicklungen.
Wer die Situation mit etwas Abstand betrachtet, kann klarer planen und bewusst entscheiden, wie der nächste Karriereschritt aussehen soll.
Welche Rechte Sie grundsätzlich haben
Die Rechte hängen davon ab, in welchem Arbeitsverhältnis Sie stehen, wie lange Sie beschäftigt waren und ob das Kündigungsschutzgesetz greift. In vielen Fällen haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer umfangreichen Schutz. Dazu zählen:
das Recht auf eine schriftliche Kündigung
das Recht, die Kündigung rechtlich prüfen zu lassen
das Recht auf ein qualifiziertes Arbeitszeugnis
das Recht, eine Kündigungsschutzklage einzureichen
das Recht auf Beratung bei Gewerkschaften oder Beratungsstellen
Wenn ein Betriebsrat existiert, muss dieser vor der Kündigung angehört werden. Wird der Betriebsrat nicht informiert, kann die Kündigung unwirksam sein.
Viele Menschen wissen nicht, wie viele Fehler in Kündigungen vorkommen können. Genau deshalb lohnt es sich, ein Dokument rechtlich oder fachlich prüfen zu lassen.
Wie Sie nach der Kündigung wieder in Klarheit und Struktur kommen
Nach einer Kündigung beginnt oft eine Phase der Neuorientierung. Für viele Menschen ist das eine Herausforderung, aber auch eine Chance. Es kann der Zeitpunkt sein, einen neuen beruflichen Weg einzuschlagen, neue Stärken zu entdecken oder in ein Arbeitsumfeld zu wechseln, das besser zu den eigenen Werten passt.
Eine Kündigung beendet einen Abschnitt. Sie eröffnet aber auch einen neuen.
Wie Senior Connect Sie unterstützt
Bei Senior Connect begleiten wir Menschen in beruflichen Übergängen. Wer eine Kündigung erhalten hat, steht vor vielen Fragen. Wir unterstützen dabei, schnell wieder Orientierung zu gewinnen.
Unser KI Stellen Matching zeigt täglich passende Stellen.
Unsere CV Tools helfen dabei, einen modernen und klar formatierten Lebenslauf zu erstellen.
Im Basis Paket gibt es persönliche Ansprechpartner, die bei Bewerbungen unterstützen.
Im Premium Paket bieten wir zusätzlich ein Karriere Sparring mit einem erfahrenen Mentor, der jeden Schritt begleitet und hilft, neue Perspektiven zu finden.
Eine Kündigung ist schmerzhaft, aber sie ist kein Stillstand. Mit der richtigen Unterstützung kann sie der Beginn eines neuen Kapitels sein.
Ähnliche Artikel

4 Tage Woche und Urlaub: Wie sich dein Urlaubsanspruch verändert

Imposter Syndrome: Warum so viele glauben, sie seien nicht gut genug

